Rikschas machen Senior*innen mobil

Geschäftsführerin Natalie Chirchietti des Vereins „Radeln ohne Alter Deutschland e.V.“ im Interview.

10/2021

Bereits seit 2015 treten Ehrenamtliche für den Verein „Radeln ohne Alter Deutschland e.V.“ in ganz Deutschland in die Pedale. Ganz nach dem Motto „für mehr Wind im Haar“ sollen Senior*innen und mobilitätseingeschränkte Menschen mittels kostenfreier Rikschafahrten ein erweitertes Mobilitätsangebot erhalten.

Für das Recht auf Wind im Haar

Der Effekt des Zugewinnes an Mobilität für bewegungseingeschränkte Menschen und deren Pflegekräfte ist enorm. Mit dem Bewegungsradius wird auch das Selbstbewusstsein wieder größer, neue Erfahrungen führen zu größerer Zufriedenheit und die soziale Isolierung wird verkleinert oder sogar aufgelöst.

Inspiriert vom Wirken des Vereins "Radeln ohne Alter Deutschland e.V." sowie den zahlreichen positiven Rückmeldungen auf den Einsatz der durch die Adalbert-Raps-Stiftung geförderten Rikschas im Landkreis Bamberg, hat die Stiftung im Sommer 2021 schließlich die Ausschreibung „Rikschas für Oberfranken“ ins Leben gerufen. Knapp 30 Bewerbungen um einen geförderten Rikschastandort in Oberfranken sind im Ausschreibungszeitraum eingegangen. Die Auswahlgespräche fanden Anfang September mit tatkräftiger Unterstützung von Natalie Chirchietti, Geschäftsführerin des Vereins „Radeln ohne Alter Deutschland e.V.“, statt.

Vor der Vorstellung der neuen durch die Adalbert-Raps-Stiftung geförderten Rikscha-Standorte in Oberfranken, verrät Natalie Chirchietti in einem kurzen Interview, welches Ziel es ist, das „Radeln ohne Alter“ verfolgt und die Mitarbeiter seit 2015 beständig motiviert und antreibt.

Was steckt hinter der Mission des „Recht auf Wind im Haar"?

Natalie Chirchietti: „Wir sind davon überzeugt, dass das Leben auch im hohen Alter noch voller Freude sein kann und soll. Wir wollen Begegnung schaffen, zwischen Jung und Alt, in den Nachbarschaften - und die Rikscha ermöglicht dies. Eine Rikschafahrt ist ein kleines Abenteuer, bei dem gemeinsame Erinnerungen geschaffen und Lebensgeschichten geteilt werden. Dies ist für beide Seiten ein Gewinn, da die Rikschafahrer*innen, Pilot*innen genannt, neben dem eigenen sportlichen Engagement auch einen sozialen Beitrag leisten und das Glück, den Wind in den Haaren zu spüren an die Senior*innen weitergeben können. Dadurch kann der Einsamkeit entgegengewirkt und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht werden. Manchmal werden dabei aus Unbekannten sogar Freunde. Es ist an der Zeit, dass wir unsere klischeehaften Altersbilder loswerden und durch den persönlichen Kontakt lernen was Älterwerden und Altsein bedeutet.“

Warum ist Dir das Konzept von Radeln ohne Alter eine Herzensangelegenheit? Was begeistert Dich besonders daran?

Natalie Chirchietti: „Für mich bedeutet Fahrradfahren Freiheit, Freude und Bewegung. Es bedeutet mir viel diese Freude für das Fahrradfahren mit anderen Menschen zu teilen. Durch die fehlende Mobilität haben viele Menschen Schwierigkeiten am gesellschaftlichen Leben im Viertel teilzunehmen und leben isoliert zu Hause oder in den Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Die fehlende Infrastruktur in unseren Städten und Kommunen macht es ihnen nicht leichter. Unsere Städte und Kommune sind vielerorts nicht darauf ausgelegt dort alt zu werden. Wir brauchen einen Wandel in der Stadtplanung, der auch Menschen einbezieht, die 80 Jahre alt sind und nicht mehr 30, jung und athletisch. Ich finde es toll mit Hilfe der Rikscha den Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, die Möglichkeit zu geben wieder ein sichtbarer, aktiver Teil ihrer Nachbarschaft zu werden.“

Natalie Chirchietti unterwegs mit der Riksch
Natalie Chirchietti unterwegs mit der Rikscha - ©Radeln ohne Altern e.V.

Adalbert-Raps-Stiftung fördert 13 neue Rikscha-Standorte in Oberfranken

Mit dem Ziel das Konzept "Rikscha" in Oberfranken zu verbreiten, rief die Adalbert-Raps-Stiftung Mitte Juli die Förderausschreibung "Rikschas für Oberfranken" ins Leben. Im Rahmen der Bewerbungsphase war es sozialen und gemeinnützigen Organisationen bis Ende August möglich, sich um einen von bis zu 13 geförderten Rikscha-Standorten zu bewerben. Nach der Prüfung der eingagangenen Bewerbungen und den anschließenden Auswahlgesprächen stehen Oberfrankens Rikscha-Standorte fest: