Aus off- wird online: Metzgerei Brath erweitert Angebot auch im digitalen Bereich

Mit der Übernahme der 1899 gegründeten Metzgerei der Familie Ade und Merkle, legte Hans Brath 1960 den Grundstein der heutigen Metzgerei Brath. Seit 1998 wird sie nun bereits in der zweiten Generation erfolgreich von Heike und Heiko Brath geführt.

Die Corona-Pandemie geht auch an Heiko Brath und seinem Betrieb nicht spurlos vorbei. Anders als viele seiner Branchenkollegen, hatte er die Situation von Anfang an richtig eingeschätzt und bereits vorkehrende Maßnahmen getroffen, bevor den meisten die weitreichenden Folgen des Virus auch nur ansatzweise bewusst wurden. Kennzeichnende Abstandsmarkierungen und montierte Trennscheiben an den Theken sorgten zu Beginn für deutliche Verwunderung bei den Kunden. Selbst kontaktlose Desinfektionsspender wurden zum Schutz der Kunden sowie des Metzgerei-Teams vorausschauend installiert. – Und das weitaus früher, als manche Apotheke entsprechende Maßnahmen ergriffen hatten. Zwar lag Heiko Brath mit seiner Einschätzung vollkommen richtig, doch aufgrund der Sicherheits- und Hygienemaßnahmen kam es auf der kleinen Ladenfläche von ca. 50 qm zu immer längeren Wartezeiten, die sich in der Spitze auf bis zu 90 Minuten ausweiteten. Die Lage des Ladengeschäfts in einer engeren Einbahnstraße vereinfachte diese Situation nicht gerade – es mussten dringend Lösungen gefunden werden.

Gemeinsam mit seinem Team gelingt es Heiko Brath das Geschäft trotz Pandemie am Laufen zu halten: So wurde der Mittagstisch kurzerhand in die Hofeinfahrt, dem sogenannten „Tor 2“, verlagert. Der Verkauf findet damit nun außerhalb des kleinen Geschäfts statt, was bestens bei den Kunden ankommt – nicht selten gehen seitdem wochentags von 11 bis 13 Uhr bis zu 300 Portionen über die „Ladentheke“. Eine Tatsache, die wohl nicht zuletzt im angepassten Speisenangebot, bei dem auch die Wünsche der Kunden immer wieder gerne berücksichtigt werden, begründet liegt: Von Mac and Cheese, Burger bis hin zu Spanferkel bleiben kaum Wünsche offen.

Auch vorbestellte Einkäufe können seitdem außerhalb des Geschäfts abgeholt werden. Der Clou: Hierfür wird die durch eine Mauer abgetrennte Einfahrt des Nachbarn genutzt, der diese dankenswerterweise zur Verfügung stellt. Ein kleines, extra aufgebautes Podest dient dazu, die Mauer zu überwinden und die Waren an die Kunden aushändigen zu können. Ein voller Erfolg: Mittlerweile werden fast 40 Prozent des Umsatzes durch „Mauer-Verkäufe“ generiert. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass es unserem Trüffeljäger Heiko definitiv nicht an Kreativität mangelt.

Mit seinen digitalen Kompetenzen schafft er es, ein weiteres Ass aus dem Ärmel zu ziehen. Neben täglichen Instagram-Postings, die die Kunden über den aktuellen Mittagstisch und sonstige Angebote informieren, betreibt er seit längerem einen eigenen YouTube-Kanal. In den auf dieser Plattform veröffentlichten Videos präsentiert er immer neue Ideen zur Zubereitung seiner Produkte. Dies führt dazu, dass die in diesem Zusammenhang vorgestellten Waren auch in der Metzgerei stärker nachgefragt werden.

Bedingt durch die Corona-Krise begann Heiko Brath seine Social-Media-Aktivitäten zu vertiefen und baute sie sogar noch weiter aus. Egal ob Tasting, Kochkurs oder Grillabend: Waren derartige Events auch schon vor Corona ein wichtiger Geschäftszweig, sollten sie es auch währenddessen bleiben! Anders ist nun lediglich das „Wie“. Da die Veranstaltungen derzeit nicht mehr live stattfinden können, lässt Heiko seine Kunden eben digital – und dabei dennoch in geselliger Runde – per Zoom-Videokonferenz teilnehmen. Hierzu erhalten die Teilnehmer vorab alle benötigten Fleischwaren sowie eine kleine Einkaufsliste für die weiteren benötigten Produkte. Einige Events wurden sogar durch eine Winzer-Kooperation ergänzt, so dass während des Essens kleinen Anekdoten über Geschichte und Entstehung verschiedener Weine gelauscht werden konnte.

Heiko Brath sticht als der Influencer unter den Metzgern hervor und bringt die Idee eines modernen Metzgerhandwerks auf diese Weise mit vollem Einsatz voran. Genau damit symbolisiert er auf beispielhafte Weise, was die Trüffeljagd-Gemeinschaft so einzigartig macht!